Hsipaw
Zum ersten mal auf der Reise wusste ich nicht, welche Route ich nehmen soll und wie ich am Besten von A nach B komme. Ich wollte viel sehen und erleben un habe deshalb bei einem Reisebüro in Yangon einige Leistungen mit lokalem Guide gebucht. Der erste Vorschlag war mir dann doch zu stressig und ich habe den Süden mit Golden Rock und weiteren Orten kurzerhand gestrichen und mich auf den Norden von Myanmar konzentriert. Erster Stopp war Hsipaw.
Hsipaw (ausgesprochen Sii-Pa) ist eine kleine Stadt im Norden des Landes, im nördlichen Shan State. Vom Flughafen in Lashio werde ich abgeholt, gerade als es anfängt zu regnen. Das Reisebüro in Yangon meinte noch „im Norden regnet es nicht“ als ich gefragt habe wegen Wanderungen. Leider sollten sie unrecht haben. Die ganzen fünf Tage bis Mandalay hat es quasi nur einmal geregnet und die Temperaturen sind soweit zurück gegangen, dass ich nun doch meinen Pulli hervorgeholt habe.
Das ganze Programm wurde schon mal über den Haufen geworfen, weil der Flieger Verspätung hatte und der Regen hat dann auch das Trekking verunmöglicht. Zudem war noch Neumond, bzw. der Tag danach und alles war geschlossen (Schulen, der Palast, Restaurants und Geschäfte). Mein Guide hat sein Möglichstes getan, mir trotzdem Hsipaw und die Umgebung zu zeigen.
Der Besuch im Kloster war sehr spannend und informativ. Zweimal im Monat (nach Neumond und nach Vollmond) verbringen (zumeist ältere) Buddisten einen Tag und eine Nacht im Kloster. Morgens werden Buddhas Lehren erzählt und am Nachmittag gibt es Meditationsunterricht. Danach verbringen die Leute die Nacht im Kloster und am nächsten Morgen wird noch gemeinsam gefrühstückt und dann gehen alle nach Hause. Kinder werden in den Klöstern unterrichtet und das ist gerade für arme Familien wichtig, weil im Kloster Kost und Logis gestellt wird, was sich viele sonst nicht leisten können. Zu essen gibt es allerdings nur was die Mönche gespendet bekommen und das ist je nach Kloster ziemlich einfaches essen. Im Kloster, das wir besuchen, bringt eine reiche Familie gerade ein wahres Festessen vorbei. Die Mönche werden hier also heute sehr gut speisen. Wir gehen noch zu einem zweiten Kloster und auch da wird gerade gekocht. Wir werden gedrängt doch etwas mit ihnen zu essen und ein höfliches Ablehnen gibt es nicht. Mit ist etwas mulmig, weil ich mich noch nicht so an die hiesige Kost gewöhnt habe und in Yangon im Hostel hatte ich mehrere Fälle von Lebensmittelvergiftung mitbekommen, verursacht vom StreetFood (wir wurden mehrfach gewarnt).
Na ja, dass essen ist einfach aber gut und eine Lebensmittelvergiftung bleibt auch aus. Mein Guide meint nur so nebenbei, dass wir besser im anderen Kloster hätten bleiben sollen und dann erzählt er die Geschichte, dass er als Jugendlicher mit seinen Freunden bei den Klostern auf „Essenstour“ gegangen ist. Sie haben ausfindig gemacht, was wo gekocht wird und sich einen Plan erstellt in welcher Reihenfloge sie wo sein müssten um die Besten Happen zu bekommen.
Die Leute hier sind sehr freundlich und sie lächeln und lachen auch viel mehr als in Yangon.
Am nächsten Tag machen wir trotz Regen einen Ausflug mit dem Boot zu einem lokalen Dorf. Wir essen in einem kleinen Shop zu Mittag und der Bauer erzählt, dass gerade ein Käfer aus China die Mais-Ernte vernichtet. Die Käfer fressen sich in das Grün und die Pflanze stirbt ab. einige der Bauern haben 100% Ernteausfall. Um das Saatgut zu bekommen haben sie zum Teil Schulden gemacht und können das jetzt nicht zurückzahlen. China kauft die meisten Waren, die hier produziert werden und man spürt ein wenig den Unmut mit der Regierung, dass sie sich von China so viel diktieren lassen. Schutzsteuern und Direkthilfe wie bei uns gibt es nicht. Und plötzlich diskutiere ich mit den lokalen Bauern Politik.
Strom gibt es hier nur über Solarzellen, eine Strasse gibt es nicht (dafür die Eisenbahn und den Fluss) und gekocht wird, wie fast überall in den Dörfern über offenem Feuer. Trotzdem sind die Leute sehr gut informiert und auch interessiert, was in ihrem Land passiert.
Man merkt gut, dass ich im Grenzgebiet der für Touristen erlaubten Gebiete angekommen bin und dass sich das Land im Umbruch befindet.
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