Eine kleine Hostel-Geschichte

In Asien hat es öfter mal für ein Hotelzimmer gereicht. Hier in Australien sind es mehrheitlich Hostels in denen ich übernachte. so auch hier in Bicheno, Tasmanien.

Ich bekomme das einzige freie Bett im 8er-Dorm, die anderen Betten sind von einer Reisegruppe besetz, total 20+ Personen. Ich komme ins Zimmer und alles ist überstellt. Ich bahne mir einen Weg zum Bett und quetsche meinen Koffer in eine Ecke. Im Zimmer gibt es ganze zwei Steckdosen, an einer hängt ein 4er-Stecker. Fünf Ladeplätze für gefühlte 15 Geräte. Ich nutze die Abwesenheit meiner Zimmerkameradinnen um mein Mobiltelefon zu laden.

Ein wenig später kommt die Gruppe zurück und im Gespräch stellt sich heraus, dass sie einen frühen Start haben werden am nächsten Morgen. 6 Uhr Frühstück 7:30 Uhr Abfahrt. „Das kann ja heiter werden“, denke ich und packe schon mal die Ohrenstöpsel unters Kopfkissen.

Am nächsten Morgen gibt es kurz ein wenig Radau und als ich mal einen Blick von meinem oberen Bett ins Zimmer riskiere bin ich überrascht. Ganz einsam hängt da noch mein Natel an der Steckdose. Ansonsten ist der Schlafsaal leer. Kein Gepäck mehr, Betten abgezogen und der ganze Müll im Abfallkorb entsorgt. Ich blinke zwei-drei mal und schaue noch mal hin. Nein, ich träume nicht. Es ist gerade mal 06:05 Uhr.

Die Geräusche vom Frühstück (der Aufenthaltsraum ist direkt vor den Zimmern) lassen sich mit den Ohrstöpseln prima wegblenden.

Ganz anders sieht es am nächsten Tag aus. Wieder kommt eine Gruppe an, aber diesmal ist sie kleiner und nur vier von acht Personen im Dorm gehören zur Gruppe. Im Dorm ist mehr Platz. Die Gepäckstücke sind kleiner und es gibt keinen Kampf um die Steckdosen. Aber wieder hat die Gruppe einen frühen Start geplant: 6 Uhr Frühstück und 7:30 Uhr Abfahrt. Die Ohrstöpsel kommen auch diesmal zum Einsatz, aber der Morgen läuft hier ganz anders ab.

Um 06:25 muss ich zur Toilette. Die ersten Leute sind schon auf, Gewusel im Bad und in der Küche. Ich geh wieder ins Bett und hoffe auf ein wenig mehr Schlaf. Es soll leider anders kommen. Türe auf, Türe zu, ab und zu mal ein wenig schletzen, weil die Türfalle ja so doof klemmt. Alles packen, Plastiksackgeraschel, Türe auf, Lärm von draussen, ’schletz‘, mehr Plastiksackgeraschel – so 7:15 Uhr wird es ruhiger im Zimmer, draussen ist dafür die Hölle los. Die Ohrstöpsel haben keine Chance.

Dann die Abfahrt. Gruppe 1 ist um 7:25 gesammelt und mit allem Gepäck zur Abfahrt bereit. Es gibt eine kurze Ansage, zwei Mal Türenschletzen und Punkt 7:30 wird gefahren.

Und Gruppe 2? Türe auf, Gepäck zusammensuchen, Türe zu, noch mal auf, zu, wieder auf, Betten abziehen, Türen knallen – und um 7:26 Uhr ist da immer noch das Mädchen mit seinen Plastiksäcken, das gerade noch mal den Rucksack ausräumt, dann wieder packt und langsam in Hektik verfällt, fast umfällt beim Socken anziehen, noch mal ein wenig mit den Plastiksäcken raschelt und dann die Treppe runterdonnert und der Gruppe hinterherläuft. So 7:45 ist dann auch diese Gruppe unterwegs und es kehrt wieder Ruhe ein im Hostel.

Jetzt wage ich mich auch mal raus zum Frühstück. Bei Gruppe 1 war der Aufenthaltsraum einigermassen sauber, Geschirr abgewaschen und weggeräumt. Bei Gruppe zwei? Da steht noch viel Zeugs rum, das Geschirr ist zwar abgewaschen, aber nicht weggeräumt und Tisch und Kombination sehen aus wie sau. Am Tisch sitzt schon JC, der Chinese. Seine Bemerkung: „Das war eine Laute Gruppe“. Ich nicke nur und koche erst mal Wasser für einen Tee.

Was mich wohl Morgen für eine Gruppe erwartet?

 

P.S: Lieber Turnverein: Wecken die Plastiksäcke auch ein paar Erinnerungen?
P.p.S: Lieber Turnverein: ich habe alles schweigend über mich ergehen lassen 🙂

 

Port Arthur

Tasmanien war eine Gefängnisinsel. Hierher wurden Verbrecher aus dem ganzen Britischen Empire gebracht, die sich mehrmals etwas zu Schulden haben kommen lassen. In Tasmanienen haben sie Strassen und ganze Dörfer gebaut und in Minen geschuftet. Die grösste Anstalt für Männer und Jungen befand sich in Port Arthur. Mit dem Motto „A machine to grind rogues honest“ sollten die Häftlinge wieder auf den richtigen Weg gebracht werden.  Port Arthur wurde als Standort gewählt, weil es dort Trinkwasser und eine Bucht gab – und weil die Halbinsel gut zu Verteidigen war. Der einzige Zugang über land erfolgt über eine enge Landzunge im Norden der Halbinsel.

Die alten Gebäude und die Geschichten dahinter können heute noch in der Port Arthour Historic Site besichtigt werden. Im Laufe der Zeit hat sich das Leben in der Strafanstalt stark verändert. Anfangs war es Schuften in den Kohlenminen und Strassenbau, später gab es eine Gefängnisinsel für Jungen, die dort einen Beruf lernen konnten, wenn sie sich gut anstellten (Strafalter war damals 6 Jahre und die Kinder sassen in den gleichen Gefängnissen ein wie Erwachsene.). Neu waren auch die Isolationshaft (23 Stunden in der Zelle, eine Stunde im separaten Innenhof) und ein Sanctuary für die Mental geschädigten mit „luftigen Räumen und beruhigender Aussicht auf die Bäume und den Garten“.  Das Konzept mit dem Jungengefängniss war so erfolgreich, dass es im ganzen Britischen Reich eingeführt wurde. Über 80% der Jugendlichen wurden nicht wieder strafbar.

Ich habe mir für ein paar Tage ein Cabin auf einem Campingplatz in der Gegend gemietet und die Zeit dort sehr genossen. Auch wenn man sich nicht unbedingt für Geschichte interessiert lohnt es sich wegen der schönen Strände und der Natur dort ein paar Tage zu verbringen.

Am Abend gab es ein Gewitter ohne Regen, also nur Donner und Blitze. Über 1300 Blitze sind an dem Abend über Tasmanien eingeschlagen und haben viele Feuer ausgelöst. So konnte ich meine Route nicht mehr wie geplant fahren, die Feuer im Zentrum der Insel haben die ganzen zwei Wochen gewütet, in denen ich da war und so musste ich mir einen anderen Weg zurück nach Hobart suchen.

Hobart und Umgebung

Der erste Stopp in Tasmanien ist Hobart. Am Flughafen nehme ich mein Auto in Empfang und will schon mal auf der falschen Seite einsteigen. Dann ist der Gurt auf der falschen Seite und der Scheibenwischer will auch nicht blinken. Trotzdem schaffe ich es wohlbehalten bis zum Hostel.

Am nächsten Morgen früh will ich zum Sonnenaufgang auf den Mount Wellington. Ich stelle also den Wecker auf 4:30 Uhr, um fünf muss ich spätestens los. Es beginnt zu regnen als ich gerade ein Tee mache, fünf Minuten später ist es schon vorbei. Ich fahre also los und hoffe auf einen spektakulären Sonnenaufgang. Auf dem Weg nach oben bieten sich mir schon sehr schöne Ausblicke auf die Stadt und ich habe einen „Reh über die Strasse“ Moment, als in der Dämmerung ein Känguruh über die Strasse hoppelt (es hat überlebt).

Auf Tripadvisor habe ich in einem Review gelesen: „Ich war überrascht vom Wind, er hat mir die Autotüre aus der Hand gerissen.“ Wie kann man überrascht sein, frage ich mich, als ich um die letzten Kurven biege. Man hört den Wind doch und das Steuer muss man auch ordentlich festhalten. Ich habe dann Mühe aus dem Auto zu kommen, der Wind drückt bei mir die Autotüre zu und ich muss den richtigen Moment abwarten um rauszuschlüpfen. Gut habe ich die Windjacke dabei.

Beim Aussichtspunkt bläst es mich dann wirklich fast davon. Leider ist der Unterschlupf geschlossen, der öffnet erst um 7:00 Uhr. Da will ich aber schon wieder weg sein. Also bleibt mir nichts anderes übrig, als dem Wind zu trotzen. Mein Stativ ist allerdings nicht stabil genug, es wird dauernd umgeblasen.

Die Aussicht ist super, aber auf einen tollen Sonnenaufgang warte ich vergebens. Vielleicht ergibt sich ja noch mal die Gelegenheit für einen Besuch, bevor ich wieder zurück nach Melbourne fliege.

Zurück im Hostel gibt es dann erst mal Frühstück und um 8:30 Uhr will ich beim Salamanca Markt sein, bevor die grossen Massen kommen. Das stellt sich als guter Entscheid heraus. Spätestens um 10 ist kein durchkommen mehr. Der Markt ist super, ich hätte viel einkaufen können, wenn ich doch mehr Platz im Koffer hätte. So lasse ich es bei einer Flasche Met bewenden, der in den nächsten 10 Tagen in Tasmanien geleert werden muss (Es hat auch massenhaft Gin, den ich probieren darf (8:30 Uhr), überall nur einen winzigen Schluck, aber es summiert sich. Da ich am Nami noch ins nächste Hotel fahre, muss ich schon bald mal die „Would you like to try?“-Fragen ablehnen.

Auf dem Markt treffe ich auch auf den Chor, der im Hostel übernachtet. Am Abend zuvor hatten wir im Hostel Karaoke, was sehr lustig war. Die einstudierten Lieder tönen aber viel besser ;-).

Da das Hostel voll ausgebucht ist nächtige ich in Richmond und mache von dort Ausflüge. Das Hotel und auch der Ort sind ein Glückstreffer. Richmond ist ein nettes kleines Dorf, das noch aus Originalgebäuden aus der Kolonialzeit besteht. Ich übernachte im Pub und der ganze Ort trifft sich dort zum essen, auf ein Bierchen und zu Live-Musik. Ein schöner Abend.

Am nächsten Tag wird viel gefahren, ich erkunde das Huon Valley im Süden und fahre noch bis runter nach Southport. So weit südlich war ich noch nie, weiter südlich liegt nur noch die Antarktis. Natürlich muss ich noch kurz die Füsse im Southern Ocean baden, aber für mehr reicht es nicht, das Wasser ist mir zu kalt.

Vorher besuche ich aber noch das Bonorong Sanctuary und betrachte Wombat, Tasmanische Teufel, Koalas und Kängurus aus nächster Nähe. Viele der Tiere werden mir heute noch mal begegnen – als Roadkill neben oder auf der Strasse. An keinem anderen Tag habe ich in Tasmanien so viele tote Tiere gesehen.

Eigentlich müsste jeder, der ein Tier überfährt schauen, ob es eventuell Junge hat und die den Wildhütern übergeben. Ich bezweifle allerdings, dass das gemacht wird. Gerade die Tasmanischen Teufel sind gefährdet. Die Jungen sind nur etwas mehr als Reiskorn gross und werden von der Mutter im Beutel getragen. Wieso heissen sie Tasmanische Teufel? Die Ohren sind sehr dünn und gut durchblutet, besonders, wenn sie Futter riechen. Die Ohren leuchten dann rot, genau wie die Augen. Zusammen mit den Geräuschen, die sich von sich geben, haben die ersten Siedler kleine Teufel erahnen lassen.

Sydney, Canberra, Melbourne

Australien – das war mein Ausweichland, falls es mir in Südostasien nicht gefallen sollte. Nach fast 7 Monaten war es dann soweit – nicht, dass es mir in Südostasien nicht mehr gefällt, aber ich war übersättigt und brauchte einen Tapetenwechsel. Die letzten drei Monate meiner Reise sind somit in Australien geplant.

Schon als ich in Sydney zum Flieger aussteige merke ich – Australien ist anders. Die Luft riecht nach Eukalyptus, die Pflanzen sehen anders aus und die Erde ist rot.Es ist auch nicht mehr so feucht wie in Südostasien und auch nicht immer so heiss. Ich verfalle also ein wenig in Shoppingfieber (Vorweihnachtliche Sales) um meine Garderobe Australientauglich zu machen.

Mein Hostel befindet sich in der Nähe des Darling Harbour – super, um das wichtigste zu Fuss zu erkunden. Zudem ist im Darling Harbour auch immer was los. Feuerwerk am Samstag, Openair Kino, Bars und Restaurants. Ich geniesse die ersten paar Tage in der City, fahre mit der Fähre nach Manly und mache eine Walking Tour. So richtig Tourist halt.

Weihnachten und Neujahr durfte ich bei einem Schulkollegen verbringen, der gleich nach der Lehre nach Australien ausgewandert ist. Ich geniesse es für zwei Wochen ein wenig Familienanschluss zu haben und wir wärmen einige alte Geschichten aus der Schulzeit auf.

Gleich in der Nähe ist Canberra und so komme ich zu einigen Besuchen in der Hauptstadt von Australien. Die Museen kann man gratis besuchen und an den heissesten Tagen besuche ich das Nationalmuseum und das War Memorial (was auch ein riesiges Kriegsmuseum ist) und auch das Bundeshaus ist einen Besuch wert.

Die letzte Stadt auf der Liste ist Melbourne, von dort geht es dann weiter nach Tasmanien. Melbourne ist ganz anders als Sydney, es hat einen ganz anderen Vibe. Schade, dass ich die Walking Tour an meinem letzten Tag dort gemacht habe, denn die Guides hatten nicht nur viel Geschichtliches zu erzählen, sondern hatten auch ein paar super Tipps für das moderne Melbourne parat.