Nach drei sehr geruhsamen Tagen mit viel Lesen und Spaziergängen in den Reisfeldern habe ich mir heute auf dem Weg zurück nach Amed einiges vorgenommen. Ich besuche den Lempuyang Tempel, einen der sieben Muttertempel von Bali und möchte dort die ganzen 1700-3000 Stufen (je nachdem wen man fragt) hoch bis zum siebten Tempel.
Das Thema am Morgen ist der Mount Agung, der in der Nacht eine Rauch und Aschewolke ausgespuckt hat. Ich befinde mich in der Evakuationszone von letzem September, als der Vulkan grössere Aktivität gezeigt hat. Inzwischen ist die Sperrzone auf 4 km rund um den Vulkan verringert worden. (Nachtrag: Der der Ausbruch am Tag darauf legt den Flughafen der Insel für einige Stunden lahm. Da bin ich aber schon auf dem Weg auf die Insel Gili Air.)
Aber zurück zum Lempuyang Tempel. Das Wetter ist heute besser als die anderen Tage und ich freue mich auf meine Wanderung. Als wir um die Ecke biegen und ich den Tempelberg zum ersten mal zu Gesicht bekomme bin ich weniger begeistert. Eine dicke Wolkenschicht liegt über dem Berg. Wahrscheinlich eine Nachwirkung der vulkanischen Dampfwolken. Trotzdem lege ich meinen Sarong an, mache meine Spende und nehme den Weg zum Himmelstor unter die Füsse.
Anders als erwartet ist das Himmelstor gleich beim ersten Tempel und nicht ganz oben auf dem Berg. Die meisten Touristen gehen gar nicht weiter hoch. Fürs Fotografieren muss man sich anstellen und seine Kamera den vor dem Tor platzieren Helfern überlassen. Die sorgen auch dafür, dass die asiatischen Touristen das Tor nicht stunden lang für ihre Fotosessions in Beschlag nehmen. „Pose, … another pose, … another pose, … now jump, … done. Next.“ Natürlich stelle ich mich für Fotos an, nur schon um das Schauspiel zu beobachten.
Die Tempel sind nur für die Zeremonien / Gebete geöffnet. Im ersten Tempel darf ich nach höflichem Fragen dann auch beim Gebet dabei sein. Eine junge Frau besorgt mir Blumen, die man dafür braucht und leitet mich an was zu tun ist. Kurz darauf bin ich mit Blumen im Haar und Reis auf der Stirne wieder draussen und mache mich auf den Weg zum Gipfel. Gleich um die Ecke warten viele Motorradfahrer, die einem bis zum Anfang der Treppen fahren wollen. Ich lehne dankend ab „but it’s 2 kilometers“ kommt die erstaunte Antwort. Ich zucke nur mit den Achseln und laufe weiter. Es sind zwei seeehhhr steile Kilometer und auf dem Teilstück scheint noch die Sonne….
Es sind sehr viele Balinesen unterwegs und ich unterhalte mich mit einigen. Eine Frau erklärt mir, dass heute Vollmond ist und deshalb viele Familien unterwegs sind für ein besonderes Ritual. Dafür gehen viele auch zu einem der Muttertempel (die Haupttempel). Zum ersten mal habe ich das Gefühl, dass sich die Leute tatsächlich dafür interessieren woher ich komme und wieso ich bis nach oben laufen will, denn nach den Standardfragen kommt nicht eine Frage ob ich einen Fahrer oder Führer brauche, vielleicht auch morgen oder übermorgen, oder dass mir etwas verkauft werden will.
Ich verfalle in meinen gleichmässigen Wanderschritt und immer wieder kommen Kommentare wie „strong“ ich sei, dass ich den Berg hochsteige. inzwischen bin ich in den Wolken und man sieht leider nur noch ein paar Meter weit. Mir begegnen auf dem Weg nur noch zwei weitere Touristen, der Rest sind alles Balinesen.
Beim fünften Tempel mache ich eine Pause und mache einem jungen Mann platz, der mir ein „see you at the top“ zuwirft. Kurz darauf hohle ich die Familie ein und es stellt sich heraus, dass der junge Mann, Made (Maa-Dii), sehr gut Englisch spricht. Ich werde so quasi in die Familie adoptiert, bin bei den Ritualen in den beiden letzten Tempeln dabei und als wir beim Abstieg bei einem Imbiss halt machen werde ich zum Lunch eingeladen. Als ich protestieren will erklärt mir Made, dass es eine Ehre für die Familie sei, dass ich mit ihnen mitgegangen bin und das dazugehört.
Zum Schluss darf ich dann mit der Familie den Tempel durch das Himmelstor verlassen, was den Touristen sonst verboten wird.
Ein sehr eindrücklicher Tag. Danke.
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Fotosesion 🙂
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…ohne Wolken bis zum Meer
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